Begriffe und Zustände
Eirene, die »Friedensgöttin« der alten Griechen, eine der vielen Personifikationen sittlicher Begriffe und Zustände, die Schützerin der gesetzlichen Ruhe, wurde oft dargestellt in matronaler Gestalt, als Pflegerin des kleinen Plutos, den sie auf dem Arm hält, mit der Rechten ein Zepter aufstützend.
Flügel und Schlangenstab
In dieser Auffassung zeigt sie die in mehreren Kopien (die besterhaltene in der Glyptothek zu München) auf uns gekommene Statue des Kephisodot, des Vaters des berühmten Praxiteles. Auf Vasenbildern erscheint sie auch geflügelt und mit dem Schlangenstab des Hermes.
Altar und Tempel
In Rom, wo sie den Namen Pax führte, wurde ihr zuerst 13 v. Chr., als Augustus die Unruhen in Spanien und Gallien glücklich beigelegt hatte, ein Altar auf dem Marsfeld errichtet. Vespasianus erbaute ihr später einen prächtigen Tempel nahe am Forum, der unter Kaiser Commodus jedoch abbrannte.
Stiften und Befrieden
Ursprünglich scheint der Friede nirgends als Normalzustand angesehen worden zu sein. Er musste „gestiftet“ werden. Der germanische Rechtsbegriff kannte gar eine „Einfriedung“. In der griechischen Antike bezeichnete der Begriff „Eirene” bis ins 5. Jahrhundert v. Chr. einen statischen Zustand von Ordnung, Wohlstand und Ruhe.
Füllhorn und Stillstand
Die Göttin Eirene als personifizierter Friede wurde mit dem Füllhorn, dem Symbol des Reichtums dargestellt. Der Krieg galt als Normalzustand in den Beziehungen zwischen den griechischen Poleis. Entsprechend wurden Friedenszeiten meist mit Begriffen wie „Spondai” , „Synthekai” oder „Dialysis polemon” umschrieben, die in etwa die Bedeutung von „Waffenstillstand” hatten.
Einsicht und Vertrag
Erst gegen Ende des Peloponnesischen Krieges wurde „Eirene” zunehmend im heutigen Sinne des Worts „Friede” gebraucht. Auch Friedensverträge wurde jetzt als „Eirene” bezeichnet. Beides ist ein Hinweis darauf, dass sich nach Jahrzehnten des Krieges die Einsicht durchsetzte, dass der Friede der anstrebenswerte Normalzustand sei.
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