Bühlhölzle und langer Stein
Auf der Kuppe des "Bühlhölzle" steht der etwa zwei Meter hohe "Menhir" und zwar fast genau auf halbem Wege zwischen Degernau und Erzingen. Der grasbedeckte Hügel mit seinem Stein strahlt Ruhe aus und zieht den Betrachter schon von weitem in seinen Bann. "Beim langen Stein" und "Vorm langen Stein" sind Gewannnamen, die noch auf einem alten Gemarkungsplan von Degernau aus der Zeit um 1700 zu finden sind.
Umgestürzt und wieder entdeckt
Diese Bezeichnungen ließen den Degernauer Lehrer Josef Schneider schon während der dreißiger Jahre hoffen, eines Tages einen Menhir zu entdecken. Doch sollte es noch viele Jahre dauern, bis die Erde den gesuchten Stein preisgab. 1954 war es dann soweit. Ein Schüler Schneiders war der glückliche Entdecker. Nur etwa 10 Zentimeter ragte der umgestürzte Stein aus dem Boden.
Zeichen und Zeugnis
Er wurde freigelegt und mehrere Fachleute konnten bestätigen, dass es sich um einen urgeschichtlichen Menhir handle. Der Menhir, den schon das Alte Testament als ein Zeichen der Gegenwart Gottes gedeutet hat, möchte auch hier Zeugnis ablegen, von der Verbindung vom "Unten" zum "Oben", von der Erde zum Kosmos.
Gebet und Vision
Ein Platz von geistiger Bedeutung also, ein irdisches Zentrum, an dem der einstige Mensch den Durchbruch in die göttliche Welt zelebriert hat. Ein "Aufsteigeort", an dem die Priester oder Priesterinnen von urzeitlichen Kulturen bis ins Keltentum durch Gebete und Opfer, über Trance, Vision und Ekstase übersinnliche Welten zu erfahren suchten.
Ahnung und Orakel
Eine dunkle Ahnung seiner einstigen Orakelfunktion überkommt uns bei der Ortbegehung, wenn wir den Blick weit ins Land schweifen lassen. Nach Westen hin reicht das Auge bis in die Gegend um Tiengen (auch dort steht ein Menhir) und das alte Albgau, im Osten und Norden erschließen sich Klettgau und die Höhen des Randen.
Zugang und Verschluss
Etwa 500 Meter entfernt vom Menhir, im Gewann "Toter Mann", neben der Landstraße in Richtung Degernau, befindet sich ein Megalithgrab aus der Zeit um 2000 v.Chr. mit einer im Original erhaltenen Deckplatte von ca. 3,3 Tonnen Gewicht. Vorhanden ist auch noch ein Teil der Giebelplatte mit einem kreisrunden Loch und einem Verschlußstein in Zuckerhutform. Durch dieses Einstiegsloch oder "Seelenloch" konnte sich, nach damaligem Glauben, die frei bewegliche Seele Zugang zum abgelegten Körper verschaffen und den Lebenden bot es die Möglichkeit, Opfergaben für die Toten in das Grab zu legen.
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